Pferdehaar ist ein wundervoller Werkstoff. In diesem Material vereinen sich Farbenvielfalt mit Natürlichkeit und edlem Glanz. Doch wie bei uns Menschen kann die Qualität des jeweiligen Haares sehr unterschiedlich sein. So unterscheidet sich das Haar nicht nur in Farbe und Länge, auch die Dicke und innere Struktur des Pferdehaares können sehr verschieden sein. Ein und das selbe Schmuckstück kann aus den Haaren zweier verschiedener Pferde ein völlig anderes Endresultat ergeben. So kann zum Beispiel das Haar eines Arabers ( meist sehr fein und eher dünn) ein geschmeidiges, biegsames Armband ergeben wogegen sich mancher Friese oder Tinker anfühlt wie Draht. Natürlich bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel doch sind leichte Tendenzen, was einzelne Rassen angeht, durchaus zu erkennen. Auch ist weißes Haar ganz anders als Schwarzes oder Braunes. Füchse sind ebenfalls erfahrungsgemäß mit sehr feinem, seidigem Haar ausgestattet was nicht heißen soll das sie dünne Schweife haben, im Gegenteil. Mit fein ist in diesem Fall das einzelne Haar, nicht der gesamte Schweif gemeint.
Um ein Schmuckstück aus Pferdehaar zu flechten benötige ich eine Strähne aus dem Schweif. Um diese zu erhalten heben wir die Schweifrübe des Pferdes etwas an und teilen eine Strähne, ungefähr so dick wie ein kleiner Finger ab. Nehmen sie nicht das Deckhaar sondern eine Strähne aus der Mitte. Achten sie darauf daß sie so lange wie möglich ist. Hat der Schweif mehrere Farben an unterchiedlichen Stellen können sie auch kleinere, dafür mehrere Strähnen schneiden. Sind sie mit der ” Ernte” fertig fixieren sie die Haare mit einem Gummi direkt an der Schnittstelle damit das Haar auf einer Länge bleibt. Falls ihr Pferd bei dieser Prozedur unruhig ist oder sie selbst unsicher sind bitten sie eine Stallkameradin oder Freundin um Hilfe. Die meisten Pferde finden nichts dabei, Haare schneiden tut schließlich nicht weh! Wie die Qualität des Pferdehaares ist auch dessen Wachstum von Pferd zu Pferd sehr unterschiedlich. Wenn sie die Strähne gut von Innen schneiden dürfte das Nachwachsen des Schweifhaares kaum auffallen. Es ist interesannt zu beobachten, welches Pferd welches Wachstum hat.
Oft findet man im Stall oder auf der Koppel eine ausgerissene Strähne des Schweifes, auch damit kann man, je nach Dicke der Strähne, ein Schmuckstück herstellen.
Die Haare sollten lediglich von grobem Schmutz, Stroh und Einstreu befreit sein. Waschen ist überflüssig, das Pferdehaar durchläuft hier einen speziellen Reinigungsprozess. Nach der Reinigung wird das Haar getrocknet und entwirrt, handverlesen und sortiert. Das Erfordert viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Haare die schon geknickt sind oder Spliss aufweisen werden aussoptiert, ebenso verletzte oder gebrochene Haare. Dennoch ist und bleibt Pferdehaar ein ganz individueller Werkstoff. Medikamente oder Streß können sich in seltenen Fällen auch nach dem Tod des Pferdes noch auswirken und das Haar mit der Zeit matt und spröde werden lassen.
Ein Schmuckstück aus Pferdehaar ist grundsätzlich jedoch sehr robust. Im letzten und vorletzten Jahrhundert wurden hauptsächlich Gebrauchsgegenstände wie Stricke, Halfter, Taschen und Zaumzeuge daraus gefertigt denn andere Materialien waren rar. Wenn wir unser Pferdehaarschmuckstüch sorgsam behandeln und einige Regeln beachten werden wir sehr lange Freude daran haben.
Eine Gefahrenquelle für Schmuck aus Pferdehaar sind unser Haustiere. Immer wieder wird mir berichtet das ein Armband oder eine Kette einem unbeaufsichtigten Haustier zum Opfer gefallen ist. Ein kleiner Welpe hat beispielsweise ein wunderschönes Armband durchgebissen als meine Kundin ihn auf dem Arm hatte. Katzen lieben diesen Schmuck, bei sämtlichen Arten von Nagern ist Vorsicht geboten und sogar ein Wellensittich hat schon eine Halskette zerstört. Mit Kratzen, Beißen, Reiben an scharfen Gegenständen ( Achtung bei der Gartenarbeit ) und Feuer sollten wir unseren Pferdehaarschmuck nicht konfrontieren. Männern rate ich ihren Schmuck aus Pferdehaar beim Rasieren immer abzulegen. Ein Armband ist auch kein Abschleppseil!
Eine Dusche übersteht unser Armband problemlos, dennoch rate ich dazu den Schmuck bei der Körperpflege lieber abzunehmen. Sollte unser Schmuckstück mit der Zeit einmal eine Reinigung benötigen machen wir das mit einem guten Geschirrspülmittel.
In meinem Archiv befinden sich mittlerweile weit über 1000 verschiedene Pferdehaare. Nachdem ein Auftrag beendet ist wird das übrige Haar zusammen mit dem Schriftverkehr sorgsam in einem Klarsichtbeutel abgelegt der mit Namen, Anschrift sowie Monat und Jahr des Auftrages beschriftet ist. Die eingelagerten Pferdehaare meiner Kunden werden ausschließlich für diese verwendet und ansonsten nicht in Umlauf gebracht. Manchmal werden mir die Resthaare ausdrücklich zur Weiterverarbeitung überlassen, dann werden daraus Modelle für meine Veranstaltungen und meinen Ausstellungsbereich. Das Pferdehaar das ich darüber hinaus benötige kaufe ich zu. Es stammt aus der Mongolei. Nur dort habe ich bisher diesen wundervollen Goldton gesehen ( Danke Sabine!).
Werden mir Pferdehaare zugeschickt behandle ich diese so als wären sie von meinem eigenen Pferd. Während des gesamten Be- und Verarbeitungsprozesses sind die Haare mit dem Namen des Besitzers und des Pferdes gekennzeichnet. Ich empfinde es wie einen Schatz, ein Schatz den es zu hüten gilt!
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